26.06.2019 - Studien
Aus Sicht des Standard-Lehrbuchs ergeben sich negative Wachstumsauswirkungen von "Handelskriegen" vor allem durch ein geringeres Handelsvolumen, höhere Binnenpreise und damit einen geringeren Konsum und geringere Investitionen. Betrachtet man die US-Daten, so gibt es einige Hinweise auf diese direkten Auswirkungen, dennoch sind sie gering. Viel gravierender ist der Kollateralschaden des "Handelskrieges" auf das Vertrauen.
Direkte Auswirkungen des Handelskriegs USA – China
Die Handelsströme zwischen den USA und China haben sich seit Beginn des "Handelskriegs" Anfang 2018 deutlich verlangsamt. Dies hatte jedoch nur einen geringen Einfluss auf die gesamten US-Handelsströme (Exporte und Importe), die im gleichen Zeitraum relativ stabil blieben (Grafik 1). Schließlich sind die direkten Wachstumseffekte von Veränderungen der Handelsströme vernachlässigbar, da der Beitrag der Nettoexporte zum BIP-Wachstum relativ gering ist.1
Es gibt auch einige Hinweise darauf, dass die Binnenpreise für Produkte, die von Handelszöllen betroffen sind, schneller stiegen als für alle übrigen Produktkategorien (Grafik 2). Der Effekt ist jedoch vernachlässigbar, was sich im geringeren Gesamtgewicht von 2,4 % der zollbelasteten Produkte im repräsentativen Warenkorb des US Verbraucherpreisindex widerspiegelt.2
Kollateralschäden des Handelskriegs USA – China
Neben den direkten Effekten wirkt sich der Handelskrieg auch auf das Wirtschaftswachstum über indirekte Kanäle aus. Ihre genaue Messung ist schwierig, da es oft Zeit braucht, bis sie sich entfalten. Aber die verfügbaren Beweise sind bereits aussagekräftig.
Die Indikatoren, die das Vertrauen der US-Unternehmen messen, senden flächendeckend immer schlechtere Signale. Der Business Conditions Activity Index der Federal Reserve Bank of Chicago, der Sentix Economic Expectations Index und der Ifo-Index zur Messung der wirtschaftlichen Situation der US-Wirtschaft in den nächsten 6 Monaten haben sich seit März 2018 abgeschwächt (Grafik 3). Darüber hinaus haben negative Spillover – aufgrund der starken internationalen Handelsabhängigkeiten – auch ausländische Unternehmen in den Handelspartnerländern der USA und Chinas erreicht.
Die seit mehreren Quartalen herrschende Vorsicht gegenüber der Zukunft spiegelt sich bereits in den Managemententscheidungen auf breiter Front wider. Der Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe und den Dienstleistungssektor befindet sich seit Mitte 2018 im Abwärtstrend (Grafik. 4). Auch die US-Industrieproduktion und die Auftragseingänge für Investitionsgütern sind seit Ende 2018 gesunken (Grafik 5).
Vorsicht ist geboten
Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass sich die Handelsstreitigkeiten inzwischen negativ auf die US-Wirtschaft auswirken. Angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftskampagne in den USA sollte es im Interesse von Präsident Trump liegen, auf dem bevorstehenden G20-Gipfel ein "schönes Abkommen" über den Handel zu erzielen.
Unsicherheiten bestehen jedoch weiterhin. Erstens dürften andere Faktoren, wie neue Iran-Wirtschaftssanktionen und allgemeinere geopolitische Spannungen, das Öl ins Feuer gießen und jeder Erleichterung im Handel entgegenwirken. Zweitens müsste ein Handelsabkommen einen dauerhaften Frieden signalisieren, um eine Verbesserung der wirtschaftlichen Erwartungen zu erreichen. Schließlich ist es unsicher, inwieweit die chinesische Führung bereit wäre, bei einem Deal zusammenzuarbeiten, der in erster Linie dazu dienen würde, Trumps Umfrageergebnisse zu unterstützen. Vielleicht sind Handelskriege doch nicht so einfach zu gewinnen, wie Präsident Trump glaubt.
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