15.06.2020 - Comments
The risk society is the answer to the uncertainty of the future in the modern, open society. Uncertainty is transformed into risks that are to be minimized or even avoided altogether by measuring them. But the risk society is "reflexive", which means that risk avoidance techniques are constantly creating new risks. The risk posed by the Corona pandemic is the rise of the state to the commanding heights of society. After all we have learned from history, this rise - and the associated decline of the liberal economic and social order - is likely to be the ultimate catastrophe of our present.
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Man kann sich den Wirkungsmechanismus der Geldflut etwa so vorstellen:
Auf diese Weise dürften die Vermögenspreise mit gelegentlichen Rücksetzern so lange steigen, bis die Zentralbank ihre Ziele als erreicht betrachtet. Die Zielerreichung kann auch dadurch kommen, dass die Beschäftigung schwach bleibt, aber das Inflationsziel erreicht wird. Dann wird die Zentralbank den Geldüberhang nicht mehr vergrößern. Sie kann ihn aber nicht mehr durch Kreditverknappung (über höhere Zinsen) abbauen, denn dann würde sie viele Schuldner in den Bankrott treiben und die nächste Finanzkrise riskieren. Folglich treibt der Geldüberhang nun die Warenpreise. Durch die Geldflut entsteht das neue Risiko der Konsumgüterpreisinflation und des Verlusts von Vertrauen in das von den Zentralbankenübermäßig emittierte Geld.
Die ultimative Katstrophe
Gleichzeitig steigt das Risiko, dass die Verlierer bei der Strategie zur Konjunkturstimulierung und Wachstumsbeschleunigung eine Veränderung der Machtstruktur in der Risikogesellschaft erzwingen. Sie könnten zum Beispiel Politiker an die Regierung wählen, die Vermögende mit Abgaben teilenteignen. Beck erwartet schlussendlich das Scheitern des „neoliberalen“ Staats:
„Die Handlungsstrategien, die das globale Risiko eröffnet, werfen die Ordnung, die die neoliberale Koalition von Kapital und Staat hervorgebracht hat, über den Haufen: Globale Risiken ermächtigen Staaten und zivilgesellschaftliche Bewegungen, dass sie neue Legitimationsquellen und Handlungsoptionen für diese Akteursgruppen zum Vorschein kommen lassen; sie entmächtigen andererseits das globalisierte Kapital, da die Konsequenzen von Investitionsentscheidungen globale Risiken schaffen, Märkte destabilisieren und die Macht des Konsumenten, dieses schlafenden Riesen, aktivieren. Umgekehrt ist es das Ziel einer globalen Zivilgesellschaft und ihrer Akteure, eine Verbindung zwischen Zivilgesellschaft und dem Staat herzustellen, und das heißt, das hervorzubringen, was ich eine kosmopolitische Form der Staatlichkeit nenne“ (WRG, S. 127-128).
Merkwürdig an seiner Schlussfolgerung ist, dass Beck die Risiken, die mit dem Aufstieg des Staats auf die – womöglich noch globale – Kommandobrücke von Wirtschaft und Gesellschaft verbunden sind, nicht mehr in Betracht zieht, und so seiner eigenen Theorie der „Reflexivität“ der Risikogesellschaft, in der Risikovermeidung immer neue Risiken gebärt, widerspricht. Nach allem, was wir aus der Geschichte gelernt haben (Sowjetunion und China unter Mao), dürfte der vom Aufstieg des Staats eingeleitete Abstieg der liberalen – meinetwegen auch „neoliberalen“ – Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung die ultimative Katastrophe unserer Gegenwart darstellen.