28.10.2024 - Kommentare

Wie man Gewinne glänzen lässt

von Philipp Immenkötter


Was haben Volkswagen, Vonovia und Infineon gemein? Ihre Finanzkennzahlen funkeln schöner als die wirtschaftliche Realität. Der Grund: Subventionen.

Staatliche Gelder helfen Unternehmen dabei, die Produktions-, Investitions- oder Finanzierungskosten zu senken. Mit geringeren Kosten fällt der Gewinn höher aus.

Doch wie sähe der Gewinn der Unternehmen aus, wenn sie keine Fördermittel bekommen hätten? Welchen Einfluss haben die Förderungen auf Bewertung und Finanzkennzahlen?

Um den Einfluss der Subventionen auf die Finanzkennzahlen der Unternehmen abzuschätzen, nehmen wir an, dass ein Unternehmen keine staatliche Unterstützung erhalten, jedoch dennoch die gleichen Projekte umgesetzt hätte. Es sei jedoch angemerkt, dass ein Unternehmen ohne Fördermittel möglicherweise nicht dieselben Entscheidungen getroffen hätte.

Da in Deutschland die Vergabe von Subventionen konzentriert erfolgt, betrachten wir die elf der 40 DAX-Konzerne, die nach Angaben in ihren Geschäftsberichten über die vergangenen zehn Jahre jeweils mehr als eine Milliarde Euro an Subventionen erhalten haben. Die elf Unternehmen sind BASF, BMW, Continental, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, E.ON, Fresenius, Infineon Technologies, Mercedes-Benz Group, Volkswagen und Vonovia.

Am stärksten ist der Einfluss der Subventionen auf die Bewertung. Hierfür betrachten wir das Kurs-Gewinn-Verhältnis und setzen den Aktienkurs zum Jahresende 2023 ins Verhältnis zu dem durchschnittlichen Gewinn der vergangenen zehn Jahre. Ohne Subventionen würde im Durchschnitt die Bewertung der elf Unternehmen um 12 Prozent steigen. Waren die Unternehmen zum Ende des Jahres 2023 im Schnitt mit einem KGV von 14,7 bewertet, so würde es ohne die staatlichen Gelder lediglich bei 16,7 liegen.

Auch bei weiteren Finanzkennzahlen macht sich der Einfluss der Subventionen bemerkbar. Die Nettomarge der elf Unternehmen liegt durch die Subventionen im Durchschnitt um 1,2 Prozentpunkte höher als ohne Subventionen. In der Zinsdeckung (EBIT im Vergleich zu Zinszahlungen) erhöhen die Subventionen das Verhältnis um 0,7. Auch der Einfluss auf die Kapitalrendite ist messbar, jedoch mit einem halben Prozentpunkt gering.

Die Subventionspolitik in Deutschland und der EU trägt dazu bei, dass die Finanzkennzahlen deutscher Konzerne besser aussehen, als sie tatsächlich sind. Zwar bewirken Subventionen kurzfristig einen Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen, langfristig können jedoch Ineffizienzen entstehen, die Unternehmen träge und unprofitabel machen.

Anleger sollten bei ihrer Investitionsentscheidung stets die Subventionen im Auge behalten, die ein Unternehmen bekommen hat. Subventionen können den Finanzkennzahlen einen Lack verpassen, der die Unternehmen besser aussehen lässt, als sie es in der Tat sind.

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